VR-Fibel, Teil 4: Aktualisierte Hardware-Szenarien, Stand Herbst 2021

Teil 1: Begriffserklärungen
Teil 2: Räume und Multi-User Anwendungen
Teil 3: Bewegen in VR und Hardware-Szenarien
Teil 4: Aktualisierte Hardware-Szenarien, Stand Herbst 2021
Teil 5: Die eigene VR-Location einrichten

Seit unserem letzten Beitrag zu möglichen VR-Hardware-Szenarien ist mehr als ein Jahr vergangen. Die angebotenen VR-Systeme und die softwareseitige und die Unterstützung der verschiedenen Produkte haben sich seitdem spürbar weiterentwickelt. Preise sind teilweise gesunken; es gibt aber vereinzelt auch Rückschritte, wie etwa in den Lizenzen mancher Hersteller.

Daher wollen wir Ihnen eine aktualisierte Auswahl an Hardware-Szenarien zusammenstellen.

Falls Sie mit den hier verwendeten Begrifflichkeiten noch unvertraut sind, empfehlen wir Ihnen den Teil 1 unserer VR-Fibel: Begriffserklärungen.

Autarke Brillen
(Brillen ohne zusätzlichen Aufbau)

Brillen ohne zusätzlichen Aufbau benötigen keine fest installierten Basistationen, keine ständig verbundenen Kabel und keinen zusätzlichen Computer.

Vorteile autarker VR-Brillen:

Autonome Brillen sind ideal für den spontanen Einsatz in häufig wechselnden Räumlichkeiten, auf Messen, beim Kunden oder auch im Home-Office.

Da sie weniger Infrastruktur benötigen, sinkt der Zeitaufwand für Anwender. Es gibt weniger Komponenten, die gewartet werden müssen oder die im Zweifelsfall Probleme verursachen können.

Nachteile autarker VR-Brillen:

Autonome VR-Brillen können sich nicht auf die Rechenkraft eines vollwertigen PCs verlassen. Die Grafikqualität ist daher niedriger, was jedoch im Business-Einsatz oft nicht entscheidend ist.

Diese mangelnde Rechenkraft kann auch bei besonders Hardware-hungrigen Features einer Anwendung zu Problemen führen.
Ob dies für Sie relevant ist, hängt von den Features ab, die Ihre Anwendung hat oder haben soll. Wir geben Ihnen diesbezüglich gerne eine individuelle Einschätzung.

Da sich die Brillen und Controller nicht an Basisstationen orientieren können, gibt es oft Ungenauigkeiten bei der Erfassung der Kopf- und Hand-Positionen.

Oculus Quest 2 / Oculus Business

Oculus Quest 2

In unserer letzten Übersicht haben wir noch das Vorgängermodel, die Oculus Quest, vorgestellt. Die neue Oculus Quest 2 ist leistungsstärker, erprobter und zuverlässiger. Eigentlich wäre sie mit einem Preis ab etwa 300 Euro auch auffallend günstig.

Allerdings ist zur Nutzung der Oculus Quest 2 mittlerweile ein Facebook-Account verpflichtend. Datenschutzrechtlich ein absolutes No-Go, daher ungeeignet für Firmen und Arbeitgeber in Deutschland.

Oculus Quest 2 for Business

Glücklicherweise gibt es die baugleiche „Oculus Quest 2 for Business“ .
Die Kosten liegen mit etwa 800 Euro Kaufpreis und einer jährlichen Nutzungsgebühr von knapp 200 Euro zwar deutlich über der regulären Quest 2.
Dafür kann die Brille ohne Facebook-Account genutzt werden. Sie ist auch immer noch spürbar günstiger als die Konkurrenz.

Für alle Oculus-Produkte gilt: Der Mutterkonzern Facebook investiert große Summen in die Fortentwicklung von Virtual Reality. Bugs und Probleme bei Treibern und Software werden dementsprechend schnell gelöst und die Einbindung in Internetbrowser ist besser als bei Brillen anderer Hersteller.
Indirekt wirkt sich dieser Vorsprung bei der Software auch auf die Gesamtleistung der Brillen aus.

Ein ungewohntes Feature bei den genannten Oculus-Brillen ist die Erkennung von Handposition und -bewegungen. Diese werden erfasst, auch wenn der Nutzer die mitgelieferten Controller nicht in den Händen hält. Die Zuverlässigkeit (und Praxistauglichkeit) dieses Features ist noch eingeschränkt, wir erwarten jedoch softwareseitige Verbesserungen in der Zukunft.

Hardware-Leistung
Niedrig, aber vergleichbar mit anderen autonomen Brillen.
Tragekomfort°
Bei längerem Tragen etwas frontlastig.
Verarbeitung+
Einfach, aber zweckdienlich.
Benutzerfreundlichkeit+
Relativ einfache Bedienung, kaum Probleme oder Bugs.
Sonstiges++
Probleme werden schnell gelöst, Integration in aktuelle und zukünftige Browser ist überdurchschnittlich.
Kostenca. 800€ einmalig, zuzüglich 200€ pro Jahr

HTC Vive Focus 3

Für stolze 1400 Euro verspricht die Vive Focus 3 ein besseres Gesamterlebnis.

Tatsächlich entspricht die interne Hardware weitgehend derjenigen, die auch in der Oculus 2 verbaut ist. Es gibt nur geringfügige Verbesserungen, die Leistung ist daher nur minimal höher.

Der Tragekomfort der Focus 3 ist höher als die der Oculus, was vor allem am „Gegengewicht“ an der Rückseite des Kopfbandes liegt.

Hardware-Leistung
Minimal höher als bei den Brillen von Oculus.
Tragekomfort+
Etwas schwerer, aber gut ausbalanciert.
Verarbeitung+ +
Hochwertig.
Benutzerfreundlichkeit
Gelegentlich schwierige Benutzerführung, gelegentliche Bugs.
Sonstiges°
Kostenca. 1400€

Optional: Verbinden Autarker Brillen mit einem Computer

Alle hier vorgestellten autarken Brillen lassen sich optional(!) mit einem leistungsstarken Rechner verbinden. Die Grafikleistung steigt dann, wenn auch nicht auf den Standard von Brillen mit festem Aufbau. Andererseits verzichtet man so auf die meisten der Vorteile autarker Brillen: Zum höheren Aufwand bei Aufbau bzw. Raumwechsel kommt die zusätzliche Wartung, da Treiber und sonstige Software des Rechners stets auf dem neuesten Stand sein sollten.

Brillen mit festem Aufbau (fest installierten Basisstationen und Computer)

VR-Brillen mit festen Aufbau bieten eine höhere Qualität bei

  • Grafik-Leistung,
  • rechenaufwendigen Programm-Features und
  • der exakten Positionserfassung von Kopf und Controllern (Händen).

Dafür sind sie allerdings auf eine feste Infrastruktur angewiesen:

  • Zwei bis vier Basisstationen (gelegentlich auch „Sensoren“ oder „Lighthouses“ genannt). Dieses werden idealerweise fest an den Wänden montiert. Beim Einsatz auf Messen können stattdessen Stative genutzt werden.
  • Ein Computer mit starker Rechenleistung und starker Grafikkarte. Üblicherweise kommen Rechner aus dem Gaming-Bereich zum Einsatz, denn diese sind bereits für die Darstellung von 3D-Inhalten optimiert.
  • Kabelverbindungen zwischen Brille und Rechner.

Nicht nur Anschaffungskosten, sondern auch Wartungsaufwand sind durch die Infrastruktur etwas höher als bei autarken Brillen: Der verbundene PC sollte durchgehend die aktuellsten Updates für Betriebssystem, Treiber und Browser erhalten.

Valve Index

Die Valve Index hat eine hohe Qualität in jeder Hinsicht. Von allen von uns getesteten Brillen hinterlässt sie den besten Eindruck. Auch bei regelmäßiger Nutzung waren bis heute keine Abnutzungserscheinungen zu bemängeln.

Der Entwickler Valve hat hat sich über Jahre hinweg einen guten Ruf erarbeitet, insbesondere was Qualität und Verlässlichkeit betrifft. Wir haben daher auch keine Zweifel, was die Zukunftstauglichkeit dieses Systems betrifft.

Die Gesamtkosten setzten sich aus den verschiedenen Komponenten zusammen:

  • 1100 € für jede Brille inklusive Controller und Sensoren.
  • Etwa 2000 € für einen passenden PC für jede Brille. Dieser Preis steigt auf etwa 2500 € falls Laptops gewünscht sind.
Hardware-Leistung+ +
Abhängig vom eingesetzten Rechner, in jedem Fall aber deutlich höher als bei autarken Brillen.
Tragekomfort+
Gut ausbalanciert.
Verarbeitung+ +
Hochwertig.
Benutzerfreundlichkeit+
Gute Benutzerführung. Typische Wartungsarbeiten einer Brille mit festem Aufbau.
Sonstiges°
Kostenca. 3400€

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